Ramona Schnekenburger
*english version of the text and bio below
Biografie
1980 in Schwenningen, Südwestdeutschland, geboren.
Lebt und arbeitet seit 2007 in Wien.
© Julia Haimburger
Wenn die Wale schlafen geh’n
‚Wenn die Wale schlafen geh’n‘ ist Ausdruck für einen ganz besonderen Moment: dem Zustand einer aktiven Ruhe. Denn, selbst wenn Wale schlafen, bleibt ein Teil ihres Gehirns und Wahrnehmungsapparates wach. Sie schlafen kurz und in vertikaler Position, nicht weit von der Wasseroberfläche entfernt, jederzeit bereit, um zu atmen. Diese Gleichzeitigkeit des aufmerksamen Beobachtens und des unbewussten Träumens vergleicht Schnekenburger mit dem Entstehungsprozess Ihrer Arbeiten.
Sie betrachtet Wunden, tote Tiere und organische Überreste mit derselben Zärtlichkeit und Faszination, mit der sie den Wundern der Natur begegnet. Die Transformation und Verwandlung, die in Schnekenburgers Werken zum Ausdruck kommen, werden durch subtile Nuancen in Farbe und Textur erzeugt. Entsättigte Farben verschmelzen und lösen sich in Weißtöne auf, während das Motiv sich aus dem Hintergrund schält.
Ihre Arbeitsweise ist stark von Intuition geprägt. Sie lässt sich von ihrem visuellen Gefühl leiten und wählt so Ihre Motive aus. Diese Bildauswahl wird über einen längeren Zeitraum auf Inhalt und Form geprüft, als Papierskizze vormontiert, um schlussendlich und Schicht für Schicht gemalt, gekratzt und geformt zu werden. Ein Entstehungsprozess, der von Langsamkeit und unermüdlicher Verfeinerung geprägt ist und dadurch eine tiefe Verbindung zu den Motiven ermöglicht, um ihre Essenz einzufangen. In ihrer Welt ist alles beseelt.
Schnekenburger führt uns in eine Traumwelt kombinatorischer Möglichkeiten. Die Mischwesen, die in Ihrem Werken auftauchen, sind faszinierende Verschmelzungen von Tieren und Menschen. Ein Bild zeigt beispielsweise RUTH, eine Mischung aus Truthahn und Wollkopfgeier. Ein anderes Bild präsentiert zwei Wale, die zu einem einzigen Mischwesen verschmelzen, das sich scheinbar fliegend erhebt. Diese Kreationen verdeutlichen die Stärke, die entsteht, wenn verschiedene Elemente zusammenkommen. Sie erinnern uns daran, dass Koexistenz und Kooperation eine Quelle der Kraft und des Wachstums sind. Durch diese Verschmelzung unterschiedlicher Lebewesen entstehen Kreaturen, die in ihrer Form und Zusammensetzung faszinieren und gleichzeitig verstören können, wie in Humanimal 1, dem Mann mit dem Elefantenauge, oder den EGGS, luftigleichte Eier, gezeichnet und geformt aus getrockneter Fischhaut.
Die Künstlerin hinterfragt nicht nur ihre Motive, sondern widmet sich den verwendeten Materialien mit gleicher Konzentration. Die Fischhaut, die fein säuberlich abgezogen, gereinigt und in Form getrocknet wird, erinnert als Ei kaum mehr an seinen organischen Ursprung. Das Ei, als Symbol des Lebens wird ausgehöhlt und nur dessen Hülle bleibt und lässt umrissartig an mögliche Lebewesen erinnern. Die Haut als gestaltete Hülle ist ein wesentliches strukturgebendes Moment, welches in den Arbeiten der Künstlerin zum Ausdruck kommt. Sowohl bei den Objekten, als auch bei der Malerei, den Zeichnungen und den Videoarbeiten: Die Künstlerin nimmt die Betrachter*innen mit auf eine Reise, bei der sich erst beim Verweilen und näheren Hinschauen weitere Ebenen offenbaren. Schnekenburgers Arbeiten laden ein, über das Leben, die Transformationsprozesse im Leben und die Verbindung mit der Welt um uns herum nachzudenken.
Sie rufen nicht nach Aufmerksamkeit, sondern flüstern mit ergreifender Klarheit: Nur über die Verbindung untereinander ist ein respektvolles Miteinander möglich.
(Originaltext von Manuela Naveau für die Ausstellung: wenn die Wale schlafen geh’n, adaptiert als Werktext von Ramona Schnekenburger )
Ausstellungen und Messen/ Exhibitions and Artfairs
2024 Parallel Vienna 2024, projekt: kunst, Wien
WUNDERKAMMER, Künstlerhaus Wien, wien
schön!_das leben, Millstart, Millstatt
TOUCH NATURE,/SAC Bucharest, Bukarest
2023 25 Jahre Galerie 422, Galerie 422 - Margund Lössl, Gmunden
Wenn die Wale schlafen geh'n (solo),Kunstverein Oberösterreich, Linz
ODD CREATURES, Loft 8, Wien
2022 WELCOME MY DEER|Tierkunst: Kunsttier, Bildraum Bodensee, Bregenz
Epitomes, Shut up and listen Festival Wien
Linzer Kunstsalon 2022, Kunstverein Oberösterreich
Wie Wind unter der Haut, Galerie der Stadt Wels, Wels
ART AUSTRIA VIENNA 2022, Galerie 422 Margund Lössl, Wien
2021 Stilles Leben, Loft 8, Wien
Nebel/lebeN (solo), Galerie Lehner, Wien
Gestalten (solo), Kubin-Haus Zwickledt, Zwickledt
Wilde Kindheit, Lentos Kunstmuseum Linz, Linz
ART AUSTRIA VIENNA 2021, Galerie 422 Margund Lössl, Wien
2020 Unser liebstes Tier, Galerie 422, Gmunden
FEMALE GAZE, Galerie Lehner, Wien
2019 5, LENA GÖBEL - HARUKO MAEDA - ANDREA PESENDORFER - RAMONA
SCHNEKENBURGER - VERONIKA SUSCHNIG,Galerie Margund Lössl,
Gmunden
Linzer Kunstsalon 2019, Galerie Margund Lössl, Linz
Schichten - Ramona Schnekenburger (solo), Hollerei Galerie,
Wien
ART AUSTRIA VIENNA 2019, Galerie 422 Margund Lössl, Wien
DRAWING NOW PARIS 2019, Galerie Heike Curtze, Paris
2018/19 Von Menschen und Tieren, Galerie Heike Curtze, Wien
2018 CREATURA, Galerie Heike Curtze Salzburg, Salzburg
DRAWING NOW PARIS 2018, Galerie Heike Curtze, Paris
SCHWARZ / WEISS, Galerie Kolhammer & Mahringer, Wien
2017 Zeichnung Wien V, Galerie Ulrike Hrobsky, Wien
Eine Retrospektive in neuem Licht-Irmentrud List-Gersheim
und Ramona Schnekenburger'Grünspan-Plattform für Kunst und
Kultur,Feffernitz bei Villach
Ahead of the Game, Künstlerhaus Klagenfurt, Klagenfurt
ART Vienna 2017, Leopold Museum Wien, Galerie Hrobsky, Wien
2016 Wir blicken zurück, Galerie Ulrike Hrobsky, Wien
Natur-Landschaft, Galerie AMART, Wien
ZEICHNUNG WIEN IV, Galerie Ulrike Hrobsky, Wien
2015 RAMONA SCHNEKENBURGER- A New Perspective (solo), Artist's Space, Le
Meridien, Wien
Art Austria 2015, Leopold Museum Wien, Galerie Ruberl-Wien,
Galerie 422
2014 Haus der Kultur Infeld - Halbturn im Burgenland
Motherhood-Childhood - Grünspan-Plattform für Kunst und
Kultur,Feffernitz bei Villach
Art Austria 2014 - Leopold Museum Wien, Galerie Ruberl
2013 Gefühlsansteckung (solo) - Deutsche Handelskammer Wien
2012 Fokus Land (solo)-Bundesanstalt für Bergbauernfragen, Wien
2011 International - Galerie Kertesz29, Budapest
2009 St.Leopold Friedenspreis - Stift Klosterneuburg
2006 Werkschau - Projekt Statt Knast, Berlin (solo)
2005 Querschnitt 19 - Künstlerhaus Bethanien, Berlin
Preise/Sammlungsankäufe/Stipendien - Artprices and Collections
2021 Sammlungsankauf: OÖ Landes Kultur GmbH
2021 Arbeitsstipendium, Stadt Wien
2018 Sammlungsankauf: Landesgalerie Linz
2017 Sammlungsankauf: Graphische Sammlung Oberösterreich
2014 Sammlungsankauf: Sammlung Infeld
2014 Sammlungsankauf: Arbeiterkammer Wien
2013 Sammlungsankauf: Deutsche Handelskammer Wien
2012 Sammlungsankauf: Roter Teppich für junge Kunst
2012 Sammlungsankauf: Diamond Collection (Privatsammlung)
2009 Sammlungsankauf: Stift Klosterneuburg
2009 Gewinnerin des St. Leopold Friedenspreis (2009)
Winner of the St. Leopold Peace Prize
English Version:
Biographie
Born 1980 in Germany, Ramona Schnekenburger lives and works in Vienna since 2007.
Text:
When the Whales Go to Sleep
“When the Whales Go to Sleep” is an expression of a very unique scenery: the moment of active rest. Because even when the whales are sleeping, part of their brain and perceptive apparatus remains awake. They sleep briefly in a vertical position, not far away to the surface of water so as to be able to breathe. This state of attentive observation and unconcious dreaming at the same time, Schnekenburger compares with the process of finding and creating her works.
She looks at wounds, dead animals and organic remains with the same tenderness and fascination with which she encounters the wonders of nature. The transformation and metamorphosis expressed in Schnekenburger's works are created through subtle nuances in colour and texture. Desaturated colours merge and dissolve into shades of white as the subject peels out of the background.
The artist’s working method is strongly influenced by intuition. She lets herself be guided by her visual feeling and thus selects her motifs. This selection of images is carefully scrutinised in terms of content and form over a longer period of time, pre-assembled as a paper sketch and then finally painted layer by layer, scratched and shaped. A process of creation characterised by slowness and tireless refinement, thereby allowing for a deep connection to the motifs in order to capture their essence. In Ramona Schnekenburger’s world everything seems to be filled with soul.
She takes us into a dream world of combinatorial possibilities. The hybrid beings that appear in Schnekenburger’s works are fascinating fusions of animals and humans. One picture, for example, shows RUTH, a cross between a turkey and a woolly-headed vulture. Another painting presents two whales merging into a single hybrid creature that appears to be flying. These creations illustrate the strength that comes when different elements come together. They remind us that cooperation and collaboration are a source of strength and growth. This fusion of different beings produces creatures that can both fascinate and disturb us in their form and composition, as in Humanimal 1, the man with the elephant eye, or the EGGS, that is, light-as-air eggs drawn and shaped from dried fish skin.
The artist not only questions her motifs, but also devotes equal concentration to the materials she uses. The fish skin, which is neatly peeled off, cleaned and dried into shape, resembles an egg to such an extent that we almost forget about the actual origin of it. The egg, as a symbol of life, is hollowed out, only its shell remains, suggesting the presence of possible living beings by merely presenting their silhouette. The skin as a designed shell is an essential structuring moment that is expressed in the artist’s works. Both in her works, as well as in her paintings, drawings and videos the artist invites the viewer to embark on a journey in which further levels are revealed only if the viewer is ready to linger and take a closer look. Schnekenburger’s works invite us to reflect on life, the transformation processes in life and our connection with the world around us.
They do not call for attention, but whisper in gripping clarity: only by connecting with each other can we live together in mutual respect.
(Text: originally written by Manuela Naveau fort he Exhibition: When Whales go to sleep, adapted as Worktext from Ramona Schnekenburger and translated by Mascha Dabic)